- Energiewirtschaft

Unter Spannung: Entwicklungen am Strommarkt: Warum, wieso, weshalb – und jetzt?

Seit Anfang des Jahres scheint der Strompreis nur eine Richtung zu kennen – explosionsartig nach oben. Wie aber kam es zu diesem sprunghaften Anstieg, was hat die Energiewende damit zu tun und welche Entwicklungen sind zu erwarten? Wir klären auf.

Die Strompreisbildung ist ein sehr komplexer Prozess. Ob der Preis an der Börse steigt oder fällt, liegt vor allem am Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage. Welche Faktoren den größten Einfluss auf die Strompreisbildung haben und warum es für Unternehmen gerade jetzt entscheidend ist, im Energieeinkauf flexibel zu sein, lesen Sie in diesem Blogartikel.

Faktor 1: Erneuerbare Energien wirken preisdämpfend, ihr Anteil am Strommix steigt

Auf Angebotsseite spielt die wachsende Einspeisung erneuerbarer Energien (EE) eine wichtige Rolle. Trugen die Erneuerbaren 2010 noch ein knappes Fünftel zur Nettostromerzeugung bei, so lieferten sie 2020 erstmals mehr Energie als alle fossilen Brennstoffe zusammen.

Im Normalfall gilt: Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, sorgt dies an der Strombörse für sinkende Preise.

Der Grund: Im Gegensatz zu konventionellen Energieträgern wie Kohle, Gas oder auch Kernenergie ist der laufende Betrieb von Photovoltaik-, Wind- oder Wasserkraftanlagen – mit Grenzkosten nahe Null – quasi kostenlos möglich.

Dass die Preise am Strommarkt 2021 aber dennoch gestiegen sind, hat vor allem drei Ursachen: der Preisanstieg bei den CO2-Zertifikaten, die extreme Wetterlage sowie die andauernde Unsicherheit durch die Corona-Pandemie.

Faktor 2: Preis der CO2-Emissionszertifikate treibt Kohleanstieg voran

Neben dem Ausbau von Windkraft- und Solarenergie-Anlagen bestimmt die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen unsere Zeit. Um die ambitionierten Ziele der Energiewende erreichen zu können, müssen CO2-intensive (Kohle)-Kraftwerke vom Netz.

Das Prinzip: Wer CO2 (Kohlendioxid) emittieren möchte, benötigt dafür eine Emissionsberechtigung – ein sogenanntes CO2-Emmissionszertifikat. Je nach Höhe des CO2-Ausstoßes müssen teure Zertifikate zugekauft werden.

Diese Zertifikate werden an der Börse gehandelt und lagen zu Beginn des Jahres bei knapp 34 Euro pro Tonne CO2. Mittlerweile werden 60 Euro pro Tonne CO2 erreicht – eine massive Preissteigerung, die sich direkt auf den Strompreis auswirkt.

Positiver Effekt: Je höher die Preise für CO2-Zertifikate sind, desto unwirtschaftlicher werden CO2-intensive Prozesse. Im Fall der Kohlekraftwerke werden diese von Gaskraftwerken verdrängt. Die Kohleverstromung geht wie geplant zurück. Folglich wird der CO2-Ausstoß reduziert. Der Strommix wird ökologischer.

Faktor 3: Windflaute und Niedrigtemperaturen treiben Preisniveau

Neben der Preissteigerung der CO2-Zertifikate und deren Auswirkung auf den Energiemarkt ist 2021 ein Jahr der Wetterextreme. Nach einem langen Winter erlebten wir den kältesten April seit Jahrzehnten. Anhaltend saisonal untypische Temperaturen unterhalb der Norm gepaart mit einer Windflaute im Frühjahr ließen die Erzeugung erneuerbarer Energien im Vergleich zum Vorjahr deutlich sinken. Die Folge: der Preis stieg weiter.

Faktor 4: Corona sorgt für Unsicherheit

Erschwerend auf die marktwirtschaftliche Lage wirken sich Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie aus. Zwar zieht die Wirtschaft wieder an, was die Nachfrage steigert; dennoch vermag niemand verlässlich zu sagen, wie die mittelfristige Zukunft aussieht und welche weiteren Auswirkungen durch die Pandemie zu erwarten sind.

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Nudelhersteller

Zu Beginn der Krise explodierte die Nachfragen nach Teigwaren. Sie haben profitiert und konnten überplanmäßig produzieren. Damit einher ging ein überplanmäßiger Stromverbrauch.

Haben Sie sich zuvor am Terminmarkt mit den voraussichtlich benötigten Strommengen eingedeckt, war dies laut Ihrem Plan möglicherweise günstiger als der aktuelle Stromkauf. Weil Sie aber weit mehr verbraucht haben, als vereinbart, mussten Sie – dem Terminmarkt „sei Dank“ – eine empfindliche Vertragsstrafe wegen Mehrverbrauchs zahlen.

Eine flexible Beschaffungsstrategie hätte dies verhindern können.

Zeit umzudenken!

Deutschland befindet sich mitten in der Energiewende. Mit ihrem Voranschreiten ändert sich die Art der Stromerzeugung – ja, sie wird sogar auf den Kopf gestellt. Entsprechend ist es erforderlich, Einkaufsstrategien zu überprüfen und anzupassen.

Der in vielen Unternehmen verbreitete und über Jahre eingeübte Energieeinkauf nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“ ist nicht mehr zeitgemäß und birgt hohe Risiken. Steigende Preisen, starke Preisschwankungen und versteckte Risikoaufschläge sind die Folge.

Flexible Beschaffungsmodelle, die sich auf das aktuelle Marktgeschehen ausrichten und Angebot und Nachfrage berücksichtigen, sind die Zukunft. Am sogenannten „Spotmarkt“ zum Beispiel profitieren Kunden direkt von kurzfristigen, positiven Marktentwicklungen. Preissprünge nach oben fallen bei der Gesamtbewertung hingegen kaum ins Gewicht.

Fazit – Bewahren Sie Ruhe

2021 ist ein sehr ungewöhnliches Jahr, bei dem entscheidende preistreibende Faktoren gleichzeitig aufeinander einwirken und sich sogar verstärken. In Folge erleben wir eine Hochpreisphase. Diese gilt es durchzuhalten.

Im Gegensatz zum Terminmarkt, bei dem Sie sich zum Zeitpunkt des Einkaufs langfristig auf Preis und Abnahmemenge festlegen müssen, profitieren Sie am Spotmarkt direkt von Preissenkungen und bleiben dabei völlig flexibel.

Stellen Sie sich abschließend also folgende grundlegende Fragen

Ist es die richtige Entscheidung, sich auf einem derart hohen Preisniveau über ein Festpreisprodukt am Terminmarkt langfristig abzusichern? Oder ist es strategisch sinnvoller, auf ein flexibles Produkt zu setzen, welches die Chance eröffnet, von fallenden Preisen direkt zu profitieren?

Übrigens...

Das Thema Energie ist für viele Unternehmen traditionell einer der größten Kostentreiber. Welche Fehler Sie im Energieeinkauf unbedingt vermeiden sollten und wie Sie den größten Stolperfallen aus dem Weg gehen, erfahren Sie in unserem Whitepaper „Die 8 größten Irrtümer im Energieeinkauf“.

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